
Normalisierung, Nachbarschaft, neue Wege
Wo stehen die deutsch-polnischen Beziehungen 50 Jahre nach dem Warschauer Vertrag? Aus der Perspektive des Jahres 2020 zeigt sich, dass heute statt des ursprünglichen Geflechts der Ostverträge ein sehr viel breiteres vertragliches Netz die deutsch-polnischen Beziehungen in einem europäischen Rahmen prägt und trägt.
Die gemeinsame Mitgliedschaft von Deutschland und Polen in internationalen Vertragsgemeinschaften bedeutet auch, dass es enge Wechselwirkungen gibt, wenn beide Stellung beziehen müssen zu langfristigen europäischen und manchmal überraschenden globalen Herausforderungen: Wie umgehen mit dem Krieg in der Ukraine, globalen Fluchtbewegungen, Reiseverkehr in Pandemie-Zeiten, Klimawandel, Energiesicherheit, dem Verhältnis zu Russland, Unruhen in Belarus?

»[…] wie eine gute, alte Ehe«, in der es
Der polnische Präsident Andrzej Duda 2016 zum 25jährigen Jubiläum des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags
»auch immer strittige Fragen« gibt.
»gute Nachbarn und sogar Freunde […]«
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel – aus dem gleichen Anlass
– Austausch auch, »wenn man einmal unterschiedlicher Meinung ist«

Als heutiger historischer Bezugspunkt für die bilaterale Zusammenarbeit ist der Deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag von 1991 vielen Akteur*innen unmittelbar präsent. Wichtige Institutionen gehen auf ihn zurück. Der damals anvisierte Plan zum vertieften Wissenschaftsaustausch, der Förderung von Übersetzungen und Sprachunterricht wird von zahllosen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen in die Praxis umgesetzt.
Auch das zugleich mit dem Nachbarschaftsvertrag aufgesetzte Deutsch-Polnische Jugendwerk bringt seit 1991 verlässlich die Jugend der beiden Nachbarstaaten einander näher und sorgt so für die gemeinsame Zukunft vor.
